Aufruf: Die Medienschweiz neu denken

Die Schweizer Demokratie braucht starke Medien. Wir von «media FORTI» fordern deshalb eine neue Medienpolitik. Es geht um nichts weniger, als die Medienschweiz neu zu denken! Deshalb haben wir einen Aufruf lanciert, den bereits über 500 Personen unterzeichnet haben.
Über 70 Persönlichkeiten aus der ganzen Schweiz haben unseren Aufruf bereits in der Vorbereitungsphase unterzeichnet. Jetzt bist Du dran!
Der ganze Aufruf im Detail
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Die Schweiz braucht starke Medien. Sie braucht einen leistungsfähigen, unabhängigen und vielfältigen Journalismus. Nur so können sich die Bewohnerinnen und Bewohner unseres Landes über aktuelle Entwicklungen informieren, sich zwischen den verschiedenen Kulturen verständigen, Wahrnehmungen einordnen, Debatten führen, Meinungen bilden und begründete Entscheidungen treffen. Die Schweiz braucht starke Medien als Infrastruktur ihrer direkten Demokratie.
Das Internet ist kein Journalismusersatz. Die «Neuen Medien» bieten eine Fülle von Möglichkeiten zur Information, Diskussion und Partizipation. Doch sie sind kein Ersatz für Journalismus. Im Gegenteil.
- Ungeprüfte Meinungsbeiträge und «Fake News» finden auf Facebook und Co. grosse Beachtung.
- Private Unternehmen und staatliche Verwaltung bauen ihre PR-Aktivitäten aus und können ihre Botschaften ungeprüft verbreiten.
Der Bedarf an unabhängigem, gut recherchiertem und fundiertem Journalismus ist also noch grösser geworden.
Der Journalismus steckt in einer existenziellen Krise. Journalismus – ob online oder offline – ist teuer. Die bisherigen Geschäftsmodelle der Medien funktionieren aber immer weniger.
- Es ist schwieriger geworden, die Zahlungsbereitschaft für journalistische Leistungen abzuschöpfen.
- Werbung fliesst immer häufiger zu Suchmaschinen und sozialen Netzwerken, die selber keine journalistischen Inhalte produzieren.
Deshalb steht deutlich weniger Geld für Journalismus zur Verfügung. Die Folge sind zahlreiche Entlassungen, eine immer stärkere Medienkonzentration und eine Ausdünnung des Angebots, gerade auch in den Regionen. Damit geht die Nähe zum Verbreitungsgebiet verloren. Der Journalismus verliert folglich an seiner unverzichtbaren Leistungsfähigkeit für unser Land. Gleichzeitig steht der Service public unter politischem Beschuss.
Globale Konzerne profitieren, Schweizer Medien schwächeln.
- Plattformen wie Facebook oder Google werden für die Verbreitung und Nutzung von journalistischen Inhalten immer wichtiger.
- Technologieunternehmen begnügen sich nicht mehr mit der Verteilung von Inhalten, sondern werden zusammen mit Streamingdiensten mit wachsenden Reichweiten zu neuen Konkurrenten.
Die Schweizer Medienhäuser suchen alle zu Recht das künftige Geschäftsmodell im Internet. Doch sie haben bisher keine Antwort auf die Frage gefunden, wie sich online mit Journalismus Geld verdienen lässt. Private Medienhäuser und SRG bekämpfen einander, was keinem der Beteiligten nützt. Das schwächt den Medienplatz Schweiz insgesamt.
Die Schweiz braucht beides: starke private und öffentliche Medien. Es ist Zeit für eine Lösung in der Tradition und im Interesse der Bevölkerung unseres Landes. Wir brauchen ein Infrastrukturprogramm zur Stärkung des Journalismus mit verschiedenen voneinander unabhängigen Standbeinen. Das ermöglicht auf Dauer Unabhängigkeit, Vielfalt und Innovation in den Medien und dient als Grundlage für publizistischen Wettbewerb.
- Ein Standbein ist eine digitale Open-Source-Infrastruktur für private Anbieter von Journalismus, die miteinander im Wettbewerb stehen. Diese Infrastruktur muss mit öffentlichen Mitteln aufgebaut werden. Alle Anbieter von etablierten Zeitungen, Radio- und Fernsehstationen über Online-Start-ups bis hin zu Bloggerinnen und Bloggern, die sich zur Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten bekennen, erhalten Zugang zu dieser digitalen Infrastruktur. Diesen Anbietern steht zusätzlich der Zugang zu einer direkten Medienförderung offen. Diese Medienförderung funktioniert unabhängig vom Staat und wird ohne jeden Eingriff in die redaktionelle Freiheit umgesetzt. Sie schafft eine Grundlage zur Erneuerung von Geschäftsmodellen für die nächste Etappe der Medienentwicklung in der Schweiz.
- Ein anderes Standbein ist eine starke SRG, die einen Service-public-Auftrag erfüllt und um interne Vielfalt besorgt ist. Die SRG muss zu einer crossmedialen audiovisuellen Plattform werden. Als Service-public-Anbieterin hat die SRG die Pflicht zu journalistischer Innovation, zu einer publizistischen Verankerung in der Bevölkerung, und zu einem umfassenden Angebot, das sich von privaten Medien nicht dadurch unterscheidet was sie macht, sondern dass sie es anders macht. Das lässt sich nur durch ausgebaute demokratische Legitimationsmechanismen sowie durch eine ausreichende öffentliche Finanzierung erreichen, die aufseiten der SRG einen sorgfältig gesteuerten Abbau kommerzieller Einnahmen erlaubt.
Das Wichtigste in aller Kürze
Die Finanzierungskrise der Medien schwächt den unabhängigen Journalismus. Unsere direkte Demokratie muss aber in Zeiten der Digitalisierung auf starke Medien bauen können. Die aktuell laufende rückwärtsgewandte medienpolitische Auseinandersetzung muss durch konstruktive Lösungen ersetzt werden. Wir von «media FORTI» fordern deshalb:
- eine neue Infrastruktur für modernen Journalismus, auf der private Anbieter untereinander im Wettbewerb stehen;
- eine starke SRG, die einen Service-public-Auftrag erfüllt.
Die digitale Medienzukunft hat bereits begonnen. Es ist höchste Zeit, sie zu gestalten.
Ja! Das unterschreibe ich auch!